Das Startup Contorion, ein B2B-Webshop, wurde gerade drei Jahre nach Gründung für 130 Millionen Euro vom Werkzeugspezialisten Hoffmann SE übernommen. Contorion fokussiert auf kleine und mittelgroße Unternehmen, hat dem Wettbewerb in einem sehr fragmentierten Markt eine sehr große Sortimentsbreite und -tiefe voraus, dazu Preisvorteile durch Direktvertrieb, zielgruppengerechte Funktionen bei hoher Usability des Shops sowie hohe Liefertreue.

Hoffmann hat sich also einen top Online-Shop samt Management- und Entwicklerteam gekauft, um das Know-how für die eigene Zielgruppe auszubauen. Und glaubt also auch in Zeiten von Amazon Business an den eigenen Online-Shop.

Warum dies so ist, zeigt ein Blick auf die zahlreichen Schwächen von Amazon. Viele grundlegende Anforderungen an eine gute Produktpräsentation erfüllt Amazon nicht oder nur ansatzweise: seien es sinnvolle Produktgruppenstrukturierungen, auch nach Anwendungssituationen, wirklich passende Verweise zu Zubehör und verwandten Produkten, Dokumenten- oder CAD-Downloads, Darstellung von integrierten Lösungen, konfigurierbare Produkte oder solche mit vielen und komplexen Varianten.

Bei Amazon werden Produktinformationen von Herstellern oder Händlern gepflegt, erstere haben dabei mehr Möglichkeiten. Erweiterte Pflegemöglichkeiten müssen jedoch teuer bezahlt werden. Dies führt zu stark schwankender Qualität der Produktinformationen.

Selbst Themen wie Staffelpreise oder Preise nach Kundensegmenten sind nicht oder nur unbefriedigend gelöst. Dies gilt umso mehr für weitergehende Instrumente wie Online-Support Chat oder Kundenbindungs- und Bonifizierungsmodelle.

Auch eine durchgehende Prozessautomatisierung ist nur ansatzweise möglich und muss ständig nachgehalten werden, da Amazon oft Änderungen durchführt und nicht alles, was mit dem Produkt bei Amazon passiert, automatisiert erkannt werden kann.

Zudem werden die Ursachen von Aktivitäten von Amazon, wie plötzliche Auslistung eines  Produktes, meist nicht kommuniziert. Daher ist ein ständiges persönliches Sortimentsmanagement unabdinglich.

„Diese Schwächen sprechen eine klare Sprache für die Lösung „Eigener Online-Shop“. Denn der  Erfolg von Contorion, Zalando und anderen branchenspezifischen Shops beweist, dass zielgruppengerechte Produktpräsentation und User-Experience die pure Größe schlägt.“, fasst Alexander Pircher, Geschäftsführer der infolox GmbH, das Thema zusammen.